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Kampagne - Kindersoldaten
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Immer mehr Kinder sind in Konflikten, seien es Bürgerkriege, Unruhen oder Kriege, als Soldaten im Einsatz. In ca. 25 Ländern kämpfen Kinder unter 15 Jahren mit der Waffe. So weitreichend die Folgen des Einsatzes von Kindern als Soldaten sind, so verschieden und oft schwer faßbar sind die Gründe, daß Kinder zu Soldaten werden. In zahlreichen Fällen werden Kinder zum Dienst an der Waffe zwangsrekrutiert, sie werden entführt und aus ihrem Umfeld gerissen. Eine besonders grausame Methode ist es, die Kinder zu zwingen, eigene Verwandte zu erschießen. Damit ist den Kindern zumeist jede Möglichkeit zur Rückkehr in die vertraute Umgebung versperrt, sie sind ihres gesamten noch ungefestigten Wertesystems beraubt und werden oft zu besonders unberechenbaren Soldaten. Kinder und Jugendliche werden von kriegführenden Parteien den Erwachsenen vorgezogen, weil sie weniger Ansprüche stellen und besser gehorchen. In den meisten Fällen ist aber keine gewaltsame Rekrutierung erforderlich. Hunger, der Tod der Eltern, Rachegefühle für erlittenes Unrecht oder Vertreibung aus der Heimat sind Gründe, die die Kinder zum Eintritt in die Armee oder Rebellengruppen bewegen.
Kindersoldaten leben oft unter noch schlechteren Bedingungen als die erwachsenen Kämpfer, ihre Tätigkeiten sind vielfältig: von Hilfsdiensten über den Einsatz als Minensucher bis hin zum Kämpfer in vorderster Front reichen ihre Pflichten. Doch die Kinder und Jugendlichen erfahren auch eine trügerische Form von Solidarität und Sicherheit innerhalb der Armee. Dies und mögliche frühere traumatische Erfahrungen erschweren die Rückkehr in ein ziviles Leben. Die bewußte Auslöschung gelernter Werte und Normen macht Kinder und Jugendliche oft zu besonders brutalen und skrupellosen Killern, die wahllos ihre Opfer suchen, brandschatzen und foltern.
Die Auswirkungen des Einsatzes von Kindersoldaten sind dramatisch: abgesehen von den Folgen ihrer Taten werden sie um ihre Jugend betrogen, die Reintegration ist äußerst schwierig. Die umfassende Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen bringt langfristig immense gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme für das jeweilige Land mit sich. Gegen den Einsatz von Kindersoldaten sprechen das Leiden der Kinder, ihrer Opfer und die der Gesellschaft.
Die Rotkreuzbewegung beschäftigt sich seit längerem mit dem Problemfeld Kindersoldaten bzw. der generellen Situation von Kindern im Krieg.
Mittlerweile nehmen sowohl IKRK als auch Föderation aktiv an einer Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen teil. Ziel ist die Vorbereitung der Verhandlungen eines optionalen Zusatzprotokolles zur UN-Kinderrechtskonvention, dessen Inhalt das Verbot der Rekrutierung von Kindern unter 18 Jahren und ihre Teilnahme an bewaffneten Konflikten sein soll.
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Zahlen und Fakten
Mindestens 300.000 Kinder unter 18 Jahren sind im Augenblick in Feindseligkeiten in aller Welt verwickelt. Hunderttausende sind in die Armeen von Regierungen oder bewaffneten Oppositionsgruppen eingebunden und können jederzeit zum Kämpfen gezwungen werden. Viele werden legal rekrutiert, andere aber entführt, erpreßt oder auf die eine oder andere Art Zwang ausgesetzt. Die meisten Kindersoldaten sind zwar zwischen 15 und 18 Jahren alt, die Rekrutierung beginnt aber auch schon bei 10jährigen oder sogar noch jüngeren Kindern. Leib und Leben dieser Kinder sind extrem gefährdet, und in ihrer seelischen und sozialen Entwicklung erfahren sie schwerste Belastungen. Die Integration von Kindern und Heranwachsenden mit Kriegstraumata und ohne Ausbildung stellt schließlich Gesellschaften, die sich nach einem Konflikt in einer instabilen Phase befinden, vor besondere Herausforderungen. Das Internationale Übereinkommen über die Rechte des Kindes von 1989 („Kinderkonvention"), dem bisher 191 Staaten beigetreten sind, erlaubt in Artikel 38 Abs. 2, daß bereits 15jährige als Soldaten an Feindseligkeiten teilnehmen. Dieses Mindestalter soll nach Wunsch vieler Staaten angehoben werden. Zur Zeit beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe der VN-Menschenrechtskommission mit diesem Thema.
Die Kinder, die als Soldaten rekrutiert werden, verlieren oftmals jeden Bezug zu ihrem früheren Leben. Es wird berichtet, daß es immer wieder vorkommt, daß diese Kinder ihre eigene Familie erschießen müssen, damit sie keine Bindung zu ihrem „früherem" Leben mehr haben. Alkohol und Drogen werden eingesetzt, um die Kinder willig zu machen. Nicht alle werden sofort als Soldat eingesetzt. Bevor sie an die Front geschickt werden, sind Einsätze als Boten, Träger und Spione üblich. Durch ihr geringes Körpergewicht eignen sie sich auch sehr gut, um Minenfelder zu räumen, eine Aufgabe, bei der sehr viele Kinder schwerst verletzt werden oder sterben. Auch Mädchen werden gelegentlich eingezogen, oft gewaltsam, wenn auch in geringerer Zahl als Jungen. Nur selten werden die Mädchen allerdings an die Front geschickt. Sie werden zumeist gezwungen, als Köchin zu arbeiten oder als Prostituierte vielen Soldaten im Lager zu „dienen".
Die Länder, die die Rekrutierung von Kindern und ihre Beteiligung an bewaffneten Konflikten praktizieren sind u. a.:
Afghanistan
Albanien
Algerien
Angola
Äthiopien
Burma
Burundi
Dem. Rep. Kongo
Guatemala
Indonesien
Indien
Irak
Israel (besetzte Gebiete)
Jordanien
Kambodscha
Kolumbien
Kongo-Brazzaville
Libanon
Liberia
Mexiko
Papua Neuguinea
Peru
Philippinen
Qartar Rußland (Tschetschenien)
Ruanda
Sierra Leone
Somalia
Südafrika
Sri Lanka
Sudan Tadschikistan
Türkei
Uganda
(Stand 1997)
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