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Wie fühlt Armut sich an?
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Armut hat viele Gesichter. Kinder und Jugendliche werden durch Armut in vielen Bereichen benachteiligt: Sie müssen häufig auf die selbstverständlichsten Dinge verzichten, haben weniger Chancen in der Schule, sind häufiger krank und haben weniger Freunde. Manchmal nur eine Zeit lang, bei länger andauernder Armut aber oft ein Leben lang. Armut ist nicht immer die Ursache von Benachteiligungen, aber arme Familien müssen sich viel mehr anstrengen, damit ihre Kinder nicht unter den Folgen von Armut leiden müssen.
Armut heißt: weniger Normalität im Leben
Arme Kinder und Jugendliche leiden oft unter einer schlechten Versorgung mit materiellen Gütern. Dazu gehören zum Beispiel Ernährung, Kleidung und Wohnen. Oft wird in armen Familien am Essen gespart. In manchen Familien führt das dazu, dass Kinder nicht satt werden. In anderen Familien wird nur das Billigste vom Billigen gekauft, eine ausgewogene Ernährung ist dadurch nicht möglich. Viele Kinder kommen ohne Schulbrot in die Schule. Manche können nicht zu Mittag essen, weil sie das Geld für das Schulessen nicht aufbringen können. Das ist den Kindern oft peinlich, manche sagen "es schmeckt nicht" – auch wenn sie es vielleicht nie probiert haben.
Kleidung spielt für manche Kinder und Jugendliche eine so große Rolle, dass sie darüber entscheidet, mit wem man befreundet ist und mit wem nicht. Arme Kinder können da nicht mithalten und müssen den Spott auf dem Schulhof ertragen. Und das ist häufiger, als man vielleicht denkt.
Arme Familien wohnen oft in viel zu kleinen Wohnungen. Das Ungerechte dabei ist: Je größer die Familie ist, desto weniger Platz steht dem Einzelnen zur Verfügung. In einer sehr kleinen Wohnung gibt es aber nicht genug Platz, um Hausaufgaben zu erledigen oder sich einfach nur mal auszuruhen. Deshalb gehen viele Kinder nach der Schule auf die Straße. Dort lauern oft weitere Gefahren auf sie. Günstige Wohnungen liegen häufig an großen Verkehrsstraßen oder in Wohnsiedlungen, in denen es Kriminalität gibt. Außerdem fehlen oft Freizeitangebote.

Armut heißt: weniger Abwehrkräfte
Macht Armut krank oder führt Krankheit zu Armut? Diese Frage kann man nicht eindeutig beantworten. Bei Erwachsenen kann Krankheit zu Armut führen, wenn sie deswegen keine Arbeit mehr finden. Bei Kindern aber macht Armut krank: Kinder aus armen Familien ernähren sich schlechter. Sie bekommen entweder zu wenig oder aber sehr ungesundes Essen. Sie bewegen sich weniger und sind nicht nur als Kinder, sondern auch als Erwachsene häufiger krank.
Arme Kinder leiden oft unter Stress und geringem Selbstbewusstsein – und nutzen Sport zu selten als Ausgleich für Belastungen. Außerdem erreichen viele Gesundheitsangebote arme Familien nicht. Zum Beispiel ist beinah ein Drittel der Kinder von Langzeitarbeitslosen nicht ausreichend geimpft. Arme Kinder leiden häufiger an Karies, Infektionen, Asthma, Kopf- und Rückenschmerzen. Dazu kommt, dass arme Kinder häufiger Unfälle erleiden, z.B. mehr als doppelt so häufig Verbrühungen und Verkehrsunfälle als Kinder aus "normalen" Familien. Auch Kindesmisshandlungen kommen in Familien mit Sozialhilfeeinkommen oder Arbeitslosigkeit öfter als bei anderen Familien vor.

Armut heißt: weniger Chancen in der Schule
Je reicher die Familie eines Kindes ist, desto mehr Erfolg hat es in der Schule. Denn reiche Kinder besuchen häufiger das Gymnasium. An Hauptschulen gibt es dagegen dreimal so oft arme Schüler. Die Benachteiligung in der Bildung setzt schon im Vorschulalter ein: Kinder aus armen Familien haben mehr Probleme beim Sprechen, Spielen und Arbeiten. Diese Benachteiligung wird durch die Schule nicht aufgefangen, sondern häufig verstärkt. Das hat die PISA-Studie bewiesen, in der der Bildungsstand von Schülern untersucht wurde. Eltern armer Kinder entscheiden sich auch häufiger gegen den Besuch weiterführender Schulen, weil die Kinder früher Geld verdienen sollen.
In der Schule werden arme Kinder darüber hinaus häufig ausgegrenzt. Beispielsweise, wenn sie nicht an einer Klassenfahrt teilnehmen können, weil kein Geld da ist. Oder wenn auf dem Schulhof niemand mit ihnen spielen will, weil sie nicht das richtige Outfit haben.
Und diese Benachteiligung ist auch nach der Schule noch vorhanden: Wer einen schlechteren Schulabschluss hat, findet nur schwer einen Ausbildungsplatz oder einen Job. Sind Jugendliche arbeitslos, belastet sie das besonders schwer. Sie sehen für sich keine Zukunft.

Armut heißt: weniger Spaß und weniger Freunde
Wer arm ist, kann seltener ins Kino und ins Schwimmbad gehen. Manche Kinder können ihren Geburtstag nicht feiern, weil kein Geld für Kuchen da ist oder kein Platz für Gäste. Für den Besuch von Kindergeburtstagen fehlt das Geld für ein Geschenk. Arme Kinder haben keine coolen Klamotten und können nicht mit shoppen gehen. Nicht einmal das Geld für die Busfahrkarte ist immer da. Auch um in den Urlaub zu fahren, reicht das Geld nicht aus.
Arme Kinder versuchen oft, ihre Armut zu verstecken. Viele werden ausgelacht, wenn ihre Mitschüler erfahren, dass sie arm sind. Manche ziehen sich deshalb zurück. Auch die Eltern der Kinder haben manchmal den Kontakt zu Freunden verloren, wenn sie in die Armut rutschten. Oft ist es für die Kinder sehr schwer, niemanden zu haben, mit dem sie reden können. Denn arme Kinder leben auch häufiger in schwierigen familiären Verhältnissen.

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